Improvisieren Lernen Am Klavier
Hinter jeder Komposition, welche Sie auf dem Klavier nachspielen können, steckt ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen, die improvisiert haben. Improvisieren bedeutet nichts anderes als Töne aneinandergereiht und schlicht und ergreifend auszuprobieren.
Wenn Sie das Improvisieren am Klavier lernen möchten, lesen Sie weiter…
Improvisieren steht für Kreativität
Die Improvisation ist ein sehr wichtiger und spannender Bestandteil des Klavierspielens, da Sie mit dieser die strengen und engen Linien der Partitur verlassen und sich voll und ganz auf sich selbst und Ihre Kreativität verlassen. Sie bestimmen also selbst, welche Töne eine Melodie ergeben und Sie bestimmen, welchen Lauf die Melodie annimmt.
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Sie und Ihre Kreativität, Ihr Gemütszustand und auch Ihre Erfahrungen beeinflussen die Melodie, welche Sie an dem Klavier erschaffen, indem Sie sich voll und ganz auf sich selbst, Ihr Können und Ihr Verständnis für Musik verlassen. Nicht wenige Menschen behaupten:
Das Improvisieren kann nicht gelernt werden – entweder man kann es oder nicht.
Natürlich stimmt es, dass Sie sich mit der Improvisation deutlich von den Linien und Regeln der Partitur abgrenzen, doch zu derselben Zeit gibt es durchaus einige Tipps und Tricks – wenn Sie es so nennen wollen sogar „Regeln“ – an welchen Sie sich orientieren können, um das Improvisieren lernen zu können.
Was bringt Ihnen das Improvisieren?
Bevor Sie sich nun genauer mit den Regeln, Tipps und Tricks des Improvisierens auseinandersetzen und beschäftigen, stellen Sie sich vielleicht die Frage, was Ihnen das Improvisieren bringt und inwiefern Sie davon profitieren können (wissenswert: Fingerübungen zum Klavierspielen…).
Wenn Sie improvisieren:
- Lernen Sie auf spielerische Art und Weise die Akkorde kennen.
- Gewinnen Sie sehr viel mehr Freiheit, während des Spielens der Stücke.
- Können Sie Ihren Emotionen freien Lauf lassen, Erlebnisse verarbeiten oder Ihre Gefühle anhand der Musik ausdrücken.
Mehr als nur eine leere Phrase:
Die Musik ist eine Sprache, die jeder Mensch auf der Welt sprechen und verstehen kann.
Natürlich können Sie all Ihre Emotionen in ein bereits bestehendes Stück stecken und sich über dieses Ausdrücken. Doch am Persönlichsten wird es, wenn Sie selbst ein Stück improvisieren und selbst bestimmen, welche Töne aufeinanderfolgen, welche Rhythmen in das Stück eingebaut werden und welche Lautstärken Sie sich für die einzelnen Akkorde und Abschnitte wünschen.
Improvisieren lernen – Erste Schritte
Starten Sie klein und arbeiten Sie sich nach und nach weiter nach oben…
Es wäre toll, wenn Sie sich an die Tasten Ihres Klaviers setzen und direkt ein wunderschönes Stück, bestehend aus vielen unterschiedlichen Tonleitern und Tonabfolgen kreieren könnten.
Allerdings nehmen wunderschöne und beeindruckende Dinge Zeit in Anspruch. Blüten brauchen Zeit, Wasser, Sonne und Liebe, um wachsen und Ihre Schönheit entfalten zu können, was auch auf Ihre improvisierten Stücke an der Tastatur des Klaviers zu übertragen ist (siehe Akkorde spielen 4 Schritte…).
Ihr Stück ist die Blüte, welche Sie mit Zeit und Hingabe gießen müssen, um sich am Ende eines wundervollen, persönlichen Werkes erfreuen zu können.“
TIPP: starten Sie am besten mit nur einem Akkord. Nutzen Sie für diesen nur wenige Töne, um die Grundlage zu kreieren. Es ist wichtig diese Grundlage zu besitzen, um im Anschluss daran, auf dieser aufbauen und Ihr persönliches Stück mit immer mehr Tönen ausstatten zu können.
Sie müssen das Stück fühlen können
Wenn Sie improvisieren, geben Sie ein Stück von sich selbst in der Form der Musik preis. Sie öffnen sich und stecken Gefühle, Gemütszustände und Erfahrungen in die Improvisation, was dazu führt, dass Sie sich in der richtigen Gefühlslage befinden sollten, um improvisieren zu können.
Sehenswertes Video zum Einstieg:
Die Musik ist die Sprache, über welche Sie sprechen. Sind Sie traurig oder bedrückt, wird die Sprache eher langsam, ruhig und melancholisch ausfallen. Sind Sie glücklich, werden schnellere Rhythmen und fröhlichere Tonfolgen Ihr Stück prägen.
Erfahren Sie, wie Sie Ihren Spielfluss verbessern…
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie sich in dem Gemütszustand befinden, welches das Stück von Ihnen braucht. So kommt es unter anderem auch dazu, dass Sie vielleicht mehrere Stücke gleichzeitig improvisieren. Improvisation kann die direkte Verbindung zur schöpferischen Urquelle des Universums sein.
Lernen Sie Musik aktiv zu hören
Um Improvisieren zu können, ist es wichtig, die Sprache der Musik zu beherrschen.
Wie in der gesprochenen Sprache, können Sie sich auch in der Musik sehr viel besser ausdrücken, wenn Sie über einen großen Wortschatz verfügen. Je größer Ihr Wortschatz und Ihr Wissen über die Grammatik und die deutsche Sprache ist, umso besser und genauer können Sie sich ausdrücken.
Dasselbe ist auf die Musik zu übertragen…
Je größer Ihr Horizont bezüglich der verschiedenen Musik-Genren ist und je mehr Sie die Sprache der Musik – nennen wir die unterschiedlichen Musikformen einfach einmal „Dialekte“ beherrschen – umso besser werden Sie sich in dem Rahmen Ihrer Improvisationen ausdrücken können.
Hier sind unsere 5 besten Tipps, um beidhändig spielen zu lernen…
Jeder Dialekt bringt Sitten und Bräuche mit sich…
So bringt auch jedes Musik-Genre verschiedene Merkmale und Eigenschaften mit sich. Lernen Sie diese kennen, indem Sie viel Musik hören. Beschränken Sie Ihren Horizont nicht nur auf eine Musikform, sondern hören Sie buntgemischt Musik aus verschiedensten Epochen und unterschiedlichsten Genres, um Ihren Horizont zu erweitern und die Basis für eine gute Improvisation zu schaffen.
Harmonielehre als Voraussetzung für Improvisation
Natürlich können Sie sich einfach an das Klavier setzen und die Melodie spielen, welche Ihnen in den Sinn kommt. Allerdings kann Ihnen die Improvisation erheblich erleichtert werden, indem Sie sich im Voraus intensiver mit der Harmonielehre beschäftigen und die Grundlagen beherrschen.
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Denn, um eine harmonische Melodie komponieren und improvisieren zu können, ist es wichtig zu wissen, wie sich die Noten untereinander verhalten und auf welchen Regeln die Harmonielehre basiert. Früher oder später werden Sie beim Improvisieren vor einigen wichtigen Fragen stehen:
- Wie können Sie eine Melodie mit der rechten Hand erfinden?
- Wie kann diese Melodie mit der linken Hand begleitet werden?
Die Harmonielehre gibt Antworten auf diese Fragen:
- Wählen Sie eine Tonleiter aus, aus der Sie die Grundmelodie improvisieren wollen. Sie können auch mehrere Tonleitern miteinander verbinden, sollten aber am Anfang erst einmal mit einer starten. Merke: eine Melodie macht nur selten große Sprünge, da ihr sonst der Zusammenhang fehlt und sie oft etwas holprig klingt.
- Zwei aufeinanderfolgende Töne sollten nicht mehr als 2 oder 3 Töne voneinander entfernt sein.
Diese Regel kann vor allem am Anfang nützlich sein, allerdings können diese zu einem späteren Zeitpunkt auch teilweise ignoriert werden. Wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel! - Für die Begleitung der Melodie der rechten Hand werden für die linke Hand am besten Akkorde genutzt. Ein Akkord setzt sich auf einer Terz und einer Quinte zusammen und basiert immer auf der Tonleiter, für welche Sie sich bezüglich der Improvisation Ihrer Melodie entschieden haben.
Die Tonleitern und Ihre Akkorde
Im Grunde genommen steht es Ihnen frei sich an der Tastatur des Klaviers auszutoben und unterschiedliche Tonfolgen auszuprobieren (siehe Tonleiter Übungen). Dennoch können Sie sich die Harmonielehre als Grundlage nehmen, um sich die Improvisation etwas einfacher zu gestalten:
- Der C-Dur Akkord ist C-E-G. Von C bis E ist eine Terz und von C bis G ist eine Quinte.
- Der G-Dur Akkord ist G-H-D. Von G bis H ist eine Terz und von G bis D ist eine Quinte.
Basierend auf der Terz und der Quinte kann immer der passende Akkord gefunden werden, mit welchem eine Melodie begleitet werden kann.
Vor allem Akkorde auf den Stufen 1, 4 und 5 eignen sich sehr gut, um Akkorde zu bilden, mit welchen die Melodie dann begleitet werden kann. Es liegt dann an Ihnen, herauszufinden und auszuprobieren, welcher Akkord oder welche Akkorde Ihre Melodie am besten begleiten und welche Kombination Ihre Gefühle am besten und passendsten ausdrückt.
Denken Sie immer daran: „Musik ist die Sprache, welche jeder spricht. Aber Sie müssen die Grundlagen der Sprache beherrschen, um sprechen zu können.“